Die Sendung 9 1/2 war zu Besuch
Im Dezember durften wir das Kamerateam von 9 1/2 bei uns in der Station begrüßen. Thema war u.a. "Eichhörnchen im Winter". Da wir genug Wintergäste und damit "schöne" Bilder anzubieten hatten, wurde eifrig produziert. Herausgekommen ist ein informativer Beitrag über unsere einheimischen Eichhörnchen.
Eine Saison ohne Ende
Was für eine Saison 2022, die auch nicht zu Ende gehen wird. Die Wurfperiode war sehr lang, so dass wir Wintergäste haben werden. Der neue Auszugstermin wird erst im April 2023 sein. 104 Tiere haben wir bisher in diesem Jahr betreut. Von Winzlingen mit gerademal 9 Tagen bis zu adulten Eichhörnchen, die mit Auto oder Hund Bekanntschaft gemacht haben.
Wir hatten tolle Erlebnisse und viel Freude mit Tieren aber leider gab es auch wieder traurige Momente. Hörnchen die man Tag oder teils Wochenlang gepflegt hat und man am Ende trotzdem verloren hat. Auch die „Mitbringsel“ aus der Natur werden immer mehr und zum Teil aggressiver. Da heißt es aufpassen aber auch mit anderen Stationen in Kontakt stehen, um frühzeitig von Problemen zu erfahren bzw. KollegInnen zu informieren.
Im Moment versuchen wir einem Eichhörnchen das Laufen neu beizubringen. „Frieda“ war etwa 4 Stunden in Freiheit, als sie ohne Gefühl in Hinterbeinen und Schwanz wieder zurück zur Voliere kam. Ein unglaublicher Kraftakt von ihr. Sie ist auf zwei Spitzen gesprungen, die sich tief in ihre Beine gebohrt haben. Dabei hat ein Wirbel leicht was abbekommen. Nach Rücksprache mit Tierärztinnen und Chirurgen, haben wir beschlossen, ihr eine Chance zu geben. Und tatsächlich stellen sich nach und nach Verbesserungen ein. Das Ziel ist, auch sie im Frühjahr 2023 auswildern zu können. Wir hoffen, dass es klappt und sie wieder soweit hergestellt werden kann. Auf unserem Facebook-Kanal berichten wir regelmäßig über die Arbeit mit ihr
Die dunkle Seiten des Eichhörnchens
Oktober 2020; Eichhörnchen sind niedlich, puschelig und total schön anzuschauen. Als Baby-Eichhörnchen sind sie, wenn sie von Menschen aufgezogen werden, in der Regel sehr anhänglich, lassen sich gerne kraulen und benutzen „ihren“ Menschen als Übungsbaum. Welche eine Freude mit anschauen zu können, wenn die possierlichen Tiere groß werden. Aber Achtung: Unter dem roten, braunen oder auch schwarzen Fell versteckt sich, ab einem gewissen Alter, ein sehr unsoziales Wesen. Ein egomanischer Einzelgänger dem das „Ich“ über alles geht. Vermeintlich schwächere, werden gemobbt und vertrieben. Diese dunkle Seite konnten, besser mussten wir, bei unseren eigenen, liebevoll aufgezogenen Hörnchen feststellen. Am Ende war ein dringendes Eingreife nötig, damit das gemobbte Tier nicht noch umkommt.
Fee, haben wir das kleine Eichhörnchen genannt, das am 10.07.2020 mit etwa 6 Wochen zu uns kam. Als wir sie zum ersten Mal bei den Findern sahen, waren wir etwas erschrocken. Der Kleinen fehlte ¾ des Schwanzes, sie war voller Ungeziefer und sehr geschwächt. Das Ungeziefer war schnell eliminiert und zum Glück brauchte sie nicht lange, bis sie wieder einigermaßen fit war. Zu leicht für ihr Alter aber der Zustand war zufriedenstellend. Sie wurde mit gleichaltrigen in eine Innen-Voliere gesetzt und alles schien gut. Sie war zwar immer schmächtig aber sie turnte und spielte mit den anderen, so wie es sein sollte. Es ging in die große Außenvoliere mit dem Kumpels. Auch hier schien alles normal. Irgendwann war sie aber nur noch ab und an zu sehen. Sehr schnell huschte sie durch die Behausung. Eines Tages stellten wir Fell-Veränderungen fest. Im Nacken und an den Schultern. Wir vermuteten Milben und begannen mit der „Standard-Bekämpfung“. Es wurde nicht besser und so musste sie in der Voliere eingefangen werden. Mit dem Köcher, da sie nie ein „handzahmes“ Tier war. Ein Prozedere das sehr Stressig fürs Tier ist und wir nur sehr ungerne anwenden. Fee war extrem schnell und wendig. Als wir sie endlich in der Hand hatten, waren wir erstaunt wie „drahtig“ sie war, aber da sie einen sehr fitten Eindruck machte, ging es zurück in die Voliere. Die Behandlung schlug an, das Fell wurde besser. Aber wir behielten sie ab dem Moment im Auge.
Hier war noch alles in Ordnung: Fee mit ihren gleichalten "Freundinnen"
Wir mussten feststellen, was wie ein Spiel aussah, war leider Ernst. Fee wurde von einem stärkeren Tier gejagt. Sofort setzten wir dieses Tier in eine andere Voliere. Und tatsächlich ließ sich Fee wieder öfter blicken. Bis wir sahen, das das nächste (viel jüngere) Tier sie quer durch den Käfig hetzte. Am Tag darauf, rannte ein anderes Tier sie einfach um. Gleichzeitig stellten wir fest, dass das Fell am Hintern feucht war und sie nicht mehr den ganz fitten Eindruck machte. Hatte sie fürchterlichen Durchfall? Jetzt zogen wir die Notbremse und fingen sie wieder ein. Nach einer kurzen Untersuchung kam sie in eine Einzelvoliere im Hörnchenraum. Sie schlief fast den ganzen Tag eingemummelt in einem Tuch. Durchfall hatte sie nicht. Warum war sie aber ständig nass am Hintern? Die Antwort konnten wir uns am nächsten Tag selbst geben. Anders als die anderen Eichhörnchen, pinkelte sich nicht aus dem Käfig raus, sondern machte unter sich und blieb darin sitzen. Ein vollkommen atypisches Verhalten. Wir berieten uns mit unserer Tierärztin Fr. Dr. Loreth und kamen auf ein Ergebnis: Fee war einem hohen Stressfaktor durch die anderen Tiere ausgesetzt gewesen. Der Haarausfall war vermutlich ebenfalls Stressbedingt. Fressen konnte sie wohl auch nicht in Ruhe, so dass sie zusätzlich zu dem Stress nicht genügend Nahrung aufgenommen hatte und recht dünn war.
Sie war sozusagen die „unterste in der Nahrungskette". Obwohl sie die Älteste in der Voliere war. Ihre „Kinde-Kumpel“ sind schon seit drei Wochen raus. Ist es der kurze Schwanz, das sie zum „Opfer“ machte? Für uns sichtbar hat sie dadurch keine Beeinträchtigung. Oder ist ihre schmächtige Figur die Ursache? Oder beides? Wir wissen es nicht. Aber seit Fee alleine in der Innenvoliere sitzt macht sie einen besseren Eindruck, frisst gut, schläft und putzt sich. Sie wird den Winter bei uns bleiben, bis Fell sowie Gewicht perfekt sind und, wie es sich für ein Eichhörnchen gehört, sie uns aus dem Käfig anpinkelt.
TV-Stars
08.06.2020; 42 Eichhörnchen wurden uns in diesem Frühjahr gemeldet. Leider waren vier Hörnchen schon so schwach oder verletzt, das sie direkt oder auf dem Weg zum Tierarzt verstorben sind. Das sind immer traurige Momente. Um so schöner, wenn wir unterernährten oder kranken Eichhörnchen auf die Beine helfen und sie nach vielen Wochen wieder in die Natur entlassen konnten.
Auch Nelson und Oskar waren zwei nicht ganz einfache Fälle. Sie hatten die Augen und Ohren noch nicht auf, als sie gefunden wurden. Aus rund 9 Metern sind sie auf Pflastersteine gefallen und haben eine kalte Nacht im Freien verbracht. Zum Glück wurden sie morgens schnell gefunden und in einen Pyjama gepackt. So kamen sie zu uns. Vor Kälte schützend klammerten sie sich aneinander. Wir konnten und wollten sie nicht lösen. Erst als die Wärme des Kirschkernkissens ihnen langsam wieder Leben einhauchte, konnten wir die beiden Jungs begrüßen. Nach drei Tagen hat Oskar das erste Auge aufgemacht. Sein Bruder Nelson folgte einen Tag später. Und nach rund einer Woche in unserer Obhut wurden sie zu Fernsehstars. Der Hessische Rundfunk hat einen schönen Beitrag produziert und im Maintower gesendet, in dem die beiden die Hauptrolle spielten. Aufmerksam wurde die HR Redaktion durch einen tollen Artikel im Hanauer Anzeiger. Und dank diesem Artikel konnten die beiden Jungs, Oskar und Nelson, auch schnell gerettet werden. Er lag bei den Findern in Hanau noch auf den Tisch, als die beiden Hörnchen aus dem Kobel unter dem Dach auf den Gehweg gefallen sind.
Hier findet ihr den Artikel im Hanauer Anzeiger, der auch in der Offenbach Online Ausgabe zu lesen war. https://www.hanauer.de/region/rodenbach/tiere-auffangstation-eichhoernchen-oberrodenbach-main-kinzig-kreis-13772170.html
Die Sendung vom 27.5.2020 im "Maintower" könnt ihr hier nochmal verfolgen. Ab Minute 13:57 geht es lost, davor gibt es aber einen interessanten
Bericht über "Spür-Bienen". https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/maintower/sendungen/maintower-vom-27052020,video-123146.html
Die Saison 2020 hat begonnen
24.03.2020; Aller Guter Dinge sind 3, dachten wir für knapp eine Woche. Doch dann kamen zwei Gallier.
Unsere Saison startete am Freitag dem 13. März 2020. Ein Eichhörnchen mit Katzenkontakt im Vordertaunus. Das kleine Eichhörnchen ca. 5-6 Wochen alt, wurde sehr neugierig von 3 Katzen beäugt, bis die Besitzer die drei Stubentiger von dem Hörnchen trennten. Wie durch ein Wunder ist dem Eichkater nichts passiert. Wir haben dem Cappuccinobraunen Hörnchen den Namen „Sternchen“ gegeben. Drei Tage später ist ein ca. 4,5 Wochen altes Eichhörnchen aus dem Kobel auf eine Terrasse geplumpst. Da es etwas auf die Nase gefallen ist und leicht blutete, hat die Mutter das kleine Mädchen nicht mehr zurück ins Nest geholt. Sie zog bei uns ein und schon bald entpuppte sich „Mini“ als ein kesser Frechdachs.
Kobel mit Baumängel
Zwei Tage später wurde uns ein Darmstädter Eichhörnchen übergeben, auch sie war aus dem Kobel gefallen. Da der Kobel für Jungtiere vollkommen ungeeignet angebracht und so die Gefahr eines neuerlichen Absturzes sehr hoch war, wurde entschieden, das ca. 5,5 Wochen alte Tier mit der Hand groß zu ziehen. Wir haben ihr den Namen „Maxi“ gegeben, da es von der Farbe die große Schwester von „Mini“ sein könnte.
Unsere Dreierbande ist wohl auf, wachsen und gedeihen und das Kuscheln zwischen „Maxi“ und „Mini“ ist einfach zu schön. Manchmal kommt auch der große Bruder „Sternchen“ dazu. Warum sich die drei dann dazu immer den engsten Platz aussuchen, ist für uns ein Rätsel.
Zaubertrank für die Gallier und ihre Freunde
Damit es aber nicht „zu langweilig“ wird, klingelte eine Woche später wieder das Telefon. Der Eichhörnchen Notruf meldete zwei Eichhörnchen, die wohl von der Mutter beim Nestwechsel fallen gelassen wurden. Beide bluteten an der Nase und wurden als „verletzte“ Tier von der Mutter nicht wieder aufgenommen. Die beiden Buben mit 102 und 98 Gramm waren etwa 4 Wochen alt. Wir haben sie Asterix und Obelix genannt, da wir sie am Todestag von Albert Uderzo aufgenommen haben. Den genialen Zeichner von Asterix, Obelix, Idefix, Troubardix, Verleihnix, Miraculix, Gutemine und natürlich Majestix. Keinen Band den ich nicht kenne und liebe. In diesem Sinne geben wir den Kleinen viel Zaubertrank, so dass sie schon bald hier am Limes den Römern einheizen können.
Lucky und das Wunder
13.12.2019; Ein Eichhörnchen wird angefahren. Eine aufmerksame Passantin bringt das verletzte Tier zu „Wurmelworld“ in Homburg/Saar. Das Tier wurde schwer am Kopf verletzt und es sieht am Anfang überhaupt nicht gut aus. Lucky hat ein Schädel-Hirn Trauma. Der Körper ist ganz schlaff, es frisst kaum und dann setzen auch noch Spasmen und ein unkontrolliertes Drehen des Körpers ein.
Aber mit viel Liebe, Geduld, einer guten Tierärztin sowie eine große Portion Hoffnung, geht es dem Eichhörnchen Stück für Stück besser. Hier finden Sie zwei Videos. Eines das zu Beginn der Pflege erstellt wurde und eines das Lucky bereits wieder in der Außenvoliere zeigt. Da geht uns das Herz auf.
Die ganze Story und noch mehr Video finden Sie hier: https://www.wurmelworld.de/blog/
Eichhörnchen im Winter Füttern ?
November 2019; Ist es sinnvoll Eichhörnchen im Winter zu füttern? Hier ein klares „Jein“. Lebt man in einer Region in der es viele Wal- / Haselnüsse oder Buchen gibt, muss man eigentlich nichts dazu füttern. Ist das nicht der Fall sein oder sollte die Ernte durch die Witterung mager ausgefallen sein, so ist es nützlich die kleinen Nager zu unterstützen. Dabei bitte folgende Regeln beachten:
- Es können offene und geschlossene Haselnüsse oder Walnüsse gefüttert werden. Am besten ungespritzte Bio-Nüsse.
-Keine Mandeln oder Erdnüsse füttern. Mandeln können giftig wirken (Blausäure) und Erdnüsse sind nicht heimisch und können durch den langen Transport/Lagerung Schimmelsporen enthalten.
-Immer ein Schälchen Wasser dazu oder in die Nähe stellen.
- Das Futter an einer geschützten, erhöhten Stelle aufstellen (z.B. an einem Baum, auf einem Tisch unter einem Dach, etc). Greifvögel (von oben) und Katzen (von unten) sollen möglichst keine Chance bekommen. Daher auch den Laufweg des Eichhörnchens begutachten. Muss das Hörnchen frei über eine ungeschützte Wiese laufen, um an das Futter zu kommen, oder kann es sich „durch die Büsche“ schlagen?
- Am besten ein Futter-Häusschen für Eichhörnchen aufhängen. Einen tollen Bausatz finden Sie hier beim Eichhörnchen Notruf e.V. Durch den Kauf kommen dem deutschlandweit agierenden Verein auch ein paar Euro zugute.